Zwischen dem alten und dem neuen Leben, zwischen dem Abschied und dem Neubeginn, zwischen gestern und morgen, zwischen Aufregung und Entspannung, zwischen Laut und Leise, da fand letzte Woche das zweite Vorbereitungsseminar für die 18 ausreisenden Nord-Süd-Freiwilligen statt.
Das Gutshaus in Gantikow war ein wunderbarer Ort dafür. Irgendwo zwischen Vornehm und Rustikal hat es uns einen Raum geboten, den wir schnell mit Lachen, Erzählungen, Diskussionen und Fragen füllten. Besonders der große Garten wurde zur Spielwiese und zum offenen Seminarraum und der nahegelegene See diente der Abkühlung für erhitze Köpfe.
Es ging darum, den Schritt in den Freiwilligendienst bewusst und gemeinsam zu gehen, zu überlegen, was bleibt und was kommt, was man zurücklässt, was man sucht, wo die Reise hingehen soll. Und gleichzeitig haben wir die sechs Tage auch genutzt, uns inhaltlich nochmal mit Themen auseinanderzusetzen, die für uns die Grundlage für einen bewussten und reflektierten Freiwilligendienst sind: die aktuellen Machtverhältnisse in der Welt, unsere Privilegien, Weißsein, Rassismus und Postkolonialismus. Wir haben die Rolle einer*s Freiwilligen und auch den Freiwilligendienst als solchen hinterfragt. Einen ganzen Tag war Lawrence Oduro-Sarpong ein interkultureller Diversity-Trainer unser Gast in Gantikow und hat unsere Einstellungen, unsere Gewohnheiten und unsere Sprache hinterfragt beziehungsweise sie uns selber hinterfragen lassen. Bei seiner Rückkehr nach Berlin hat er viele Fragezeichen in unseren Köpfen hinterlassen, aber auch die einige Erkenntnisse und vor allem den Wunsch diese Themen nicht wieder in das Unterbewusstsein abrutschen zu lassen, sondern das Jahr zu nutzen, sich auch mit ihnen intensiv zu beschäftigen.
Auf dem Seminar haben wir aber auch geträumt und Utopien entworfen, in unsere eigene Zukunft geschaut, uns selbst und uns gegenseitig besser kennengelernt, uns auf den Freiwilligendienst vorbereitet. Es gab Tränen der Traurigkeit und des Lachens, Bewegung und Stille, Angst und Vorfreude.
Das Seminar-Team war wieder eine schöne Mischung aus alten und neuen Alegros; bei einigen sind die eigenen Freiwilligendiensterfahrungen noch frisch, die anderen bringen bereits einige Seminarerfahrungen mit. Außerdem haben uns fünf der aktuelle Süd-Nord-Freiwilligen unterstützt- Sie werden selber in einem Monat zurück nach Ecuador und Mosambik fliegen und können die Nord-Süd-Freiwilligen dann dort in ihrem Jahr begleiten. Das war eine große Bereicherung für das Seminar und auch ein schönes Gefühl, dass die Nord- und die Süd-Freiwilligen sich auf der anderen Seite der Welt wieder treffen werden und der Austausch einfach weitergeführt werden kann.
Nach fünf intensiven Tagen sind wir dann gemeinsam zum Flughafen Tegel gefahren um am Abend die ersten vier Freiwilligen nach Mosambik und nach einer aufregenden Nacht auf dem Flughafen dann die Freiwilligen nach Ecuador zu verabschieden.
Mittlerweile sind alle ausgereisten Freiwilligen herzlich von den Koordinatorinnen und Begleiter*innen in Empfang genommen geworden und in ihren Projekten angekommen. Gerade erleben ihre ersten aufregenden Tage in Mosambik und Ecuador. Wir wünschen euch alles alles Gute!